Der „Stein des guten Glücks“
(Garten von Goethes Gartenhaus, Mai 2025)

Stand 7.7.2025

Dichtung oder Wahrheit?

Belvedere (April 2025)

Inhalt:

1

Zu meinen Recherchen

2

Zeitangaben, Angaben zu Personen

3

Glaubwürdigkeit der Quellen

4

Einmal Wilhelm Bode herausgepickt

1 Zu meinen Recherchen

Meine Quellen sind möglichst Originaldokumente der Klassik Stiftung Weimar mit dem Goethe- und Schiller-Archiv (GSA) und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) – und auch einer Vielzahl anderer Archive.
Vieles entstammt auch der verfügbaren Literatur und einiges dem Internet.

Handelt es sich nicht um Originaldokumente, sind die vorhandenen Angaben aus der Erfahrung heraus generell mit Vorsicht zu betrachten und je nach Quelle auch grundsätzlich kritisch zu hinterfragen.
Resümee: Die Angaben sind möglichst, aber nicht immer, durch Originaldokumente belegt.

2 Zeitangaben, Angaben zu Personen

Geburts- und Sterbedaten
Angaben aus dieser Zeit:
Geboren: entweder Geburts- oder Taufdatum (Kirchenbuch).
Gestorben: Todes- oder aber auch Begräbnisdatum.

Schreibweise von Namen
Name wie Carl/Karl, Louise/Luise, Charlotte/Charlotta wurden oft schon zur damaligen Zeit bei ein und derselben Person unterschiedlich geschrieben.
Hinzu kommt, dass in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Namen in Veröffentlichungen häufig nach festgelegten Regeln dieser Zeit geschrieben wurden – unabhängig von ihrer historischen Richtigkeit

Fehlerhafte Angaben in der Literatur
In Büchern & Co. sind immer wieder auch Druckfehler bei Datumsangaben zu finden.

3 Glaubwürdigkeit der Quellen

  • Verlass ist aus der Erfahrung heraus einzig nur auf die  Originaldokumente.
  • Zitate und Verweise ohne Standortangaben zur Originalquelle, auch von „namenhaften Experten“ und schon vom mittleren 19. Jahrhundert an, sind generell kritisch zu hinterfragen.
  • Es gibt immer wieder Zitatabweichungen und manchmal sogar phantasiereiche Ergänzungen, es gibt Druckfehler bei den Zitattexten oder bei Datumsangaben.
    Wo es möglich ist, habe ich deshalb die handschriftlichen Originaldokumente als Bildzitate eingefügt oder mit Links zu verfügbaren Originalen verwiesen.
  • Viel zu viel wird auch nur voneinander abgeschrieben, nicht Belegtes immer wieder kopiert, teils sogar noch ausgeschmückt.

In der Literatur gibt es vielfach Verweise auf Briefe oder Berichte aus dieser Zeit.
Aber wo sind oft die zitierten originalen handschriftlichen Briefe und Berichte, die wirklichen historischen Belege, welches sind wirklich unverfälschte Zitate?
Ich habe da teils deutschlandweit recherchiert, im Gesamtergebnis mit magerem Erfolg.

Brief- und Berichtsinhalte werden – obwohl mit Hinweis zum gleichen Original – häufig unterschiedlich zitiert.
Häufig werden auch wichtige Detailangaben weggelassen, oder es wird sogar phantasiereich ergänzt.

Auch Archive, Institute & Co. verweisen bei Anfragen meist auf die gängig bekannte Literatur, die ja in der Regel erst nach der Klassik-Zeit gedruckt wurde – und vielfach gar keine oder keine nachweisbaren Quellenangaben enthält.

4 Einmal Wilhelm Bode herausgepickt

Wilhelm Friedrich Bode (30.03.1862 in Hornhausen – 24.10.1922 in Weimar).

„Mit seiner Übersiedlung nach Weimar im Jahre 1899 begann Wilhelm F. Bode mit dem Studium von Quellenmaterial aus dem 1885 freigegebenen Goethe-Archiv. Er veröffentlichte zahlreiche Einzelstudien über Goethe, gab ab 1904 die Vierteljahresschrift „Stunden mit Goethe“ heraus und beeinflusste damit die Goethe-Forschung, obwohl seine Publizistik nicht unumstritten war. Ab 1920 erschien sein auf zwölf Bände angelegtes Hauptwerk, „Goethes Leben“, von dem er aber nur sieben Bände vollenden konnte.“

(Wikipedia „Wilhelm Bode (Schriftsteller)“, https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Bode_(Schriftsteller), Stand Mai 2025)

Ich denke, nach der Art und Weise der Zitierungen und der Ausschmückung von Ereignissen und Briefen sehe ich seine Bücher zumindest teilweise eher nicht als wirklich wissenschaftlich fundierte Literatur an.
Ungeachtet dessen ist beeindruckend, welches Wissen Wilhelm Bode aus umfangreichen Quellen, teils in ganz Deutschland verstreut, bis zur Erstveröffentlichung seine Buches im Jahr 1909 zusammengetragen hat.

  • Bei Wilhelm Bode gibt es meist keine oder nur pauschale Angaben zu seinen Quellen. Oder wie im Falle seines Buches „Charlotte von Stein“ wurden Quellenangaben, wenn auch nur in pauschaler Art, erst in der 6. Auflage nachgereicht. Was generell fehlt, sind  genauen Standorte  von ihm zitierter Briefe.
  • Wilhelm Bode weiß genaue Details von Ereignissen zu berichten, die keiner wissen kann, weil kein Zeuge dabei war und/oder garantiert nichts dazu aufgeschrieben wurde.
  • Er kürzt häufig Zitattexte, lässt dabei aber teils auch wichtige Einzelheiten von historischen Bedeutung einfach weg. 
  • Schmückte Bode seine Bücher bewusst zusätzlich in populär-literarischer Art aus?
    Hat er bewusst frei-dichterische Gedanken zugelassen?
    Vielleicht, weil er die Tragweite seiner Publikationen nicht voraussehen konnte, weil er vielleicht hauptsächlich Charlotte von Stein der geneigten Leserschaft seiner Zeit überhaupt einmal näher bringen wollte?
  • Wilhelm Bode zitiert und verweist in enormen Umfang auf Briefe und Gespräche, die verstreut im gesamten deutschen Raum zu finden sind – und die ja auch erst einmal gefunden werden müssen.
    Wenn ich alleine nur meinen Zeitaufwand zu dieser Internetseite sehe, mit all den Möglichkeiten der heutigen Zeit, dann frage ich mich doch, wie Bode zu seiner Zeit so enorm vieles in ganz Deutschland recherchieren und zusammentragen konnte.

Und mir geht es mit diesen Gedanken nicht alleine so:

Ergänzend zu Wikipedia „[…] obwohl seine Publizistik nicht unumstritten war […]“ (siehe oben)

schreibt Alphons Nobel 1939 über Bode und über Bode zu Düntzer:
„Bode hat von Düntzers [1813 – 1901] Büchern [1874 zwei Bände zu Charlotte v. Stein] gesagt, es sei eine Zuchthausstrafe, sie zu lesen. Was Düntzer über Bodes Buch gesagt hätte, bleibt ein Geheimnis“.

(Nobel, Alphons: Frau von Stein – Goethes Freundin und Feindin, Societäts-Verlag Frankfurt a.M. 1939)

Wilhelm Bode selbst kritisiert immer wieder scharf Heinrich Düntzer – schreibt aber gleichzeitig auch nicht belegtes ohne nachzurecherchieren einfach von ihn ab:
 „Mein Vorgänger in der Darstellung dieses Lebenslaufes [von Charlotte v. Stein] war der berühmte und berüchtigte Düntzer.“

(Bode, Wilhelm: Charlotte von Stein, 6. Auflage, Verlag Mittler & Sohn Berlin, 192, Vorwort IX)

Elke Richter (Goethe- und Schiller-Archiv (GSA), eine ausgewiesene Kennerin dessen Archivbestands zu Charlotte v. Stein) schreibt:
„Die nach wie vor umfassendsten Biographien, auf denen alle nachfolgenden Darstellungen beruhen, stammen von Heinrich Düntzer und Wilhelm Bode, die auch viele heute nicht mehr nachweisbare Quellen zum ersten Mal gedruckt haben, allerdings zumeist ohne sie genau nachzuweisen und kritisch zu bewerten.“

(Richter, Elke; Rosenheim Alexander (Hrsg.): Charlotte von Stein – Schriftstellerin, Freundin und Mentorin, Verlag Walter de Gruyter Berlin/Boston, 2018, S. 14)

Und Jan Ballweg schreibt in seinem Buch “Josias von Stein – Stallmeister am Musenhof Anna Amalias”:
„Graf Görtz berichtete 1775 aus Straßburg an seine Frau, Josias von Stein habe ihm einen Brief von dessen Frau vorgelesen, in dem vier oder fünf gelehrte Zitate vorgekommen seien; [Anmerkung:] 26  auch dies ist wiederum eine Darstellung Bodes, die der aktuelle Briefbestand im Gräflich Rechbergischen Familienarchiv Donzdorf nicht bestätigt. […]. Sollte Bode die fraglichen Briefe falsch transkribiert oder verstanden haben oder sich sein eigenes Bild von Charlotte zusammengereimt haben, ist dies sehr bedenklich und stellt das überkommene Charlotte-Bild in Frage.
[Anmerkung:] 26: Bode, Wilhelm: Charlotte von Stein S.77, Berlin 1912; mit Bezug auf einen Brief vom 13.1.1775″

(Ballweg, Jan: Josias von Stein – Stallmeister am Musenhof Anna Amalias, MatrixMedia Verlag Göttingen, 2012, Seiten 15 – 16)

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